Friesische

Mythen

Das Schiff „Mannigfual“

Von Leeuwarden in Friesland konnte man in früher Zeit mit Pferd und Wagen nach England fahren, bis die Königin Garhöven die flache Barre durchstechen ließ.

Sachsen und Friesen segelten danach mit großen Schiffen nach Westen und Osten. Einmal bauten sie gemeinsam ein Riesenschiff, „Mannigfual“ genannt, über das viele Lügengeschichten umgehen. Es war so groß, dass der Kapitän schon über das Verdeck reiten musste. Wer ins Takelwerk hinaufstieg, konnte erst am anderen Tag wieder zurück und durfte unterwegs in der Wirtsstube einkehren. In den Mastkörben hielt man Ochsen; wie sollte man sonst der Mannschaft an den Segeln zu essen geben?

Einmal blieb das Schiff „Mannigfual“ (Mannigfalt) in den Höweden (Höften) stecken. Es kam aus der spanischen See und hatte zu tief geladen. Da befahl der Kapitän, beide Seiten mit dicker weißer Seife zu beschmieren, damit das Schiff rutschen konnte. So gelangte es glücklich in dıe Nordsee.

Aber von dem Seifenschaum ist viel an den Felsen von Dover zurückgeblieben. Das ist heute noch zu sehen.

Quelle & © [Hans Friedrich Blunck, Nordseesagen, Loewes Verlag, Bayreuth 1982]