Friesische

Mythen

Die sieben Meerminnen vorm Jadebusen

Einmal segelte ein junger Schiffer auf einem neuen Boot vom Jadebusen aus. Da sah er sieben Meerminnen vor seinem Bug und gelobte: Wenn das Meer ıhn schirmte, würde er wie sie immer nur kurz an Land gehen und sich ganz der See anvertrauen.

Sein Reichtum wuchs; viel Glück hatte er mit seinen Fahrten, kein Gliekendeeler überfiel ihn, und kein Krieg nahm ihm das Schiff.

Dennoch, nach einiger Zeit hatte der Mann weniger Freude daran, allein mit dem Meer zu reden. Eines Tages kam er zu einer Insel, an deren Ufern lagen blumenreiche Strände mit schönen Häusern und blühenden Gärten. Hilgenö hieß das Eiland. Er traf auch bald ein Mädchen, das ihn gern gewann, verkaufte sein Schiff und baute ein Haus für sie beide.

In der ersten Nacht aber tauchten die sieben Wasserfrauen, die sein Gelöbnis gehört hatten, aus dem nahen Meer auf und sangen ein Lied in einer Sprache, die niemand verstand. Sie hoben sich zugleich auf sıeben Wogen. Die erste stieß an des Schiffers Haus, dass es bebte, die zweite brach die Tür ein, die dritte sprang durch sein Fenster, die vierte kam von oben durch das Dach, die fünfte brachte den Mann zu Fall, und die sechste riss ihn in die Flut.

Dort lebt er am Grund mit der siebenten zusammen. Mitunter, in einer Mainacht, versucht er, sein Haus und die junge Frau zu finden, der er entrissen wurde. Aber immer ziehen ihn die Meerminnen wieder in ihr Reich zurück.

Quelle & © [Hans Friedrich Blunck, Nordseesagen, Loewes Verlag, Bayreuth 1982]