Friesische

Mythen

Der verliebte Teufel

Sogar dem Teufel kann es ja zustoßen, dass er sich verliebt. Einmal war es eine Friesin, die am Weg von Leeuwarden nach Jelsum wohnte: eine vorlaute wie auch sehr hübsche Jungfer, in die er sich vernarrt hatte.

Sie hatte keinen Bräutigam in der Nähe gefunden und hatte zuletzt einen geraden, rechtlichen Jungen aus dem Nachbardorf genommen, der ihr eines Sonntags drei schöne, blanke Dukaten in einem Tuch als Geschenk brachte. Es war nach damaligem Brauch das Zeichen der Verlobung.

Als das Mädchen nun am nächsten Abend bei dunklem Wetter allein ın der Wohnung war, klopfte es, und ein Fremder, sorgsam wie ein reicher Junker gekleidet, bat um einen Platz am Feuer, bis der Wetterstoß vorüber sei. Er gestand aber auch, dass er seine freundliche Wirtin seit langem kenne und nur nicht gewagt habe, sich ihr zu nähern. Der Gast sprach so geschickt, er gefiel der Braut besser als der Bräutigam, dem sie doch gerade am Tag zuvor zugesagt hatte. Sie ließ es sogar zu, dass der Junker einen Goldring, mit Edelsteinen besetzt, von seinem Finger zog und ihn ihr überreichte.

Die Jungfer tat aber, als wolle sie den Ring kaufen, und weil sie nichts anderes bei sich führte, bot sie die drei Dukaten, die sie in ihrem Fürtuch hatte.

Als der Herr Teufel sie scherzend entgegennahm, sah er auf einmal ım Wappen der Geldstücke das Kreuz der Christen. Er verwandelte sıch ım nächsten Augenblick in ein Ungeheuer mit Hörnern und Klauen und fuhr fluchend und schimpfend zum Fenster hinaus.

Um die gleiche Stunde kam der Sonntagsbräutigam zu seiner Anverlobten.

Das listige Mädchen, gewitzt von der schlimmen Werbung, schalt hinter dem Teufel her, fiel dem Jungen um den Hals und tat, als habe er es mit seinen drei Dukaten gerettet. Er glaubte es auch. Die beiden haben eilig geheiratet und sind ein gutes Paar geworden,

Das ist geschehen am St. Pozianustag des Jahres 1521, am selben Tag, an dem der Teufel versuchte, in dem benachbarten Edens in großer Geschwindigkeit auf einer Schaluppe zu flüchten.

Quelle & © [Hans Friedrich Blunck, Nordseesagen, Loewes Verlag, Bayreuth 1982]