Friesische

Mythen

Der Herr Hüntjen

Nördlich von Remels liegt am Rande der Geest ein kleines Gehölz, »Hüntjenbörg« genannt. In seiner Mitte erhebt sich ein kleiner, ringsum von einem Graben umgebener Erdhügel. Hier stand in alter Zeit das Steinhaus des Herrn von Hüntjen, der das Lengener Land beherrschte.
Der Gottesdienst in der Remelser Kirche durfte am Sonntag erst beginnen, wenn Hüntjen sich zeigte.

Als er jedoch einmal nicht erschien und das Kirchvolk bereits ungeduldig wurde, ließ der Priester schließlich die Glocke läuten und stieg auf die Kanzel. In dem Augenblick stürzte wutentbrannt Herr Hüntjen herein und schlug den Geistlichen nieder.

Da drangen die Lengener voller Zorn auf ihn ein und schlugen ihn tot. Den Sarg mit seinem Leichnam vergruben sie vor der Kirchentür, damit sein Grab mit Füßen getreten würde.

Gegen Ende des 18. J ahrhunderts fand man vor der alten, heute zugemauerten Tür an der Nordseite der Kirche einen

Steinsarg ohne Deckel. Man nannte ıhn den Hüntjensarg und ließ ihn eine Zeitlang bei der Kirche stehen. Dann kam er nach Leer in das Heimatmuseum, wo er noch heute zu sehen ist.

Aus mehreren anderen Orten werden ähnliche Geschichten erzählt, u.a. aus Groothusen und Süderhusen, Strackholt, Backemoor und Breinermoor.

Quelle & © [Wilhelmine Siefkes, Ostfriesische Sagen, Verlag Schuster Leer]