Friesische

Mythen

Die Sage vom Westersteder Kirchturm

Das alte Westersteder „Kaspelleed“ sagt von Westerstede:
„In Westerstede steiht de hoge Torn, dar sgall dat gansse Kaspel bi versorn.“

Das soll wohl auf die hohen Kosten hinweisen, welche das ganze Kirchspiel für den Bau des Turmes zu Westerstede aufbringen musste. Dafür ist aber auch der Turm der ansehnlichste im ganzen Ammerland geworden, und selbst die Ostfriesen beneideten die Westersteder um ihren Turm, den sie seiner Höhe wegen, die vordem noch beträchtlicher war als jetzt, den Kiek-int-Land nannten. In ihrer Missgunst machten die Ostfriesen einst einen Anschlag, wie sie den Turm zerstören könnten, und zogen einmal in der Nacht so viel Ochsen, die sie auftreiben konnten, und einem langen dicken Tau nach Westerstede. Heimlich banden sie das Tau an die Spitze des Turmes und ließen nun die Ochsen, ein Gespann nach dem andern, mit aller Macht an dem Tau ziehen. Aber als die ersten Paare so stark zogen, baumelten hinten, ehe die Treiber sich dessen versahen, die Ochsen an den straff gezogenen Seilen ihnen über den Köpfen, und je strammer die vordersten Ochsen zogen, desto höher gingen die hintersten in die Luft, und die Treiber vorne merkten zuerst nichts davon, denn so lang war der Zug, dass sie das Geschrei der letzten Treiber nicht hören konnten. Erst als das Tau immer straffer und straffer wurde und immer weiter nach vorne ein Gespann nach dem andern in die Höhe ging, kamen sie dahinter. Sie ließen nun ab von ihrem Unternehmen und machten sich schleunigst davon, ehe die Westersteder wach würden, haben’s auch nachher nicht wieder versucht.

Leute, welche sich eines guten Augenmaßes rühmen, wollen indessen behaupten, die Spitze des Turmes sei seit jener Zeit etwas geneigt. Einige schreiben übrigens das verfehlte Unternehmen nicht den Ostfriesen, sondern den Apern zu.

Quelle & © [Webseite der Westersteder Touristik, Touristik Westerstede E. V.]

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